Sie überlegen sich, den Arbeitgeber zu wechseln und Sie fragen sich, ob dort eine gute Unternehmens– und Führungskultur herrscht oder eine toxische Führung regiert?
Dann können Sie durch einen Blick auf die Spitze des Unternehmens bereits viel darüber lernen, wie es in den anderen Hierarchiestufen aussehen wird.
Wir alle kennen die Redensart:
„Der Fisch stinkt vom Kopf.“
Der Forscher Kai C. Bormann von der Universität Bielefeld und hat sich gemeinsam mit Christina Horn, Michael Grafits und Christopher Hansen eingehend mit diesem Thema beschäftigt. Ihr Forschungsbericht berücksichtigte dabei nicht nur toxische Führungskulturen, sondern untersuchte auch, ob es einen Unterschied gibt, wenn ein Unternehmen ein Familienunternehmen ist.
Und die Redensart scheint einen wahren Kern zu haben…
Definition: Was ist toxische Führung?
Unter toxischer Führung versteht man das Verhalten von Führungskräften, bei dem andere Personen und Mitarbeiter durch Druck, Angst, Lügen, Verleumdung, Mobbing, etc. geführt und der Fokus der Führungskraft auf dem eigenen Vorteil liegt, die egozentrisches Verhalten zeigt und gierig ist, wobei das „Gehen über Leichen“ zur Führungskultur gehört. Toxische Führungskräfte kommunizieren kaum, sind schnell reizbar, aggressiv und haben niemals schuld.
Toxische Führung wirkt ansteckend
Was passiert mit den besten Führungskräften und Mitarbeitern, wenn sie permanent einer toxischen Führungskultur ausgesetzt sind?
Einige dieser Führungskräfte und Mitarbeiter werden, sobald sie erkannt haben, dass sie in einem Unternehmen mit einer solchen Führungs-UN-Kultur nicht arbeiten wollen, das Unternehmen recht schnell wieder verlassen.
Andere Mitarbeiter werden sich innerlich gegen die vergiftete Atmosphäre stemmen. Sie werden sie ablehnen und sich an ihrem eigenen, inneren und moralischen Kompass orientieren.
Doch was tut eine solche Mitarbeiterin, eine solche Führungskraft, wenn die Führungsetagen „über“ ihr ständig mit Druck und Angst regieren.
Anfangs wird sie sich noch auflehnen und versuchen, diesen toxischen Führungskräften den Spiegel vorzuhalten.
Doch da dies nichts hilft, wird sie irgendwann damit aufhören.
Sie wird weiterhin versuchen, ihre eigenen Mitarbeiter motivierend, engagierend und positiv zu führen. Sobald jedoch die Leistung nicht passt, wird sie von ihrer direkten Führungskraft eine kräftige Ansage bekommen.
Und es geht noch weiter:
In toxischen Führungskulturen wird ihr Vorgesetzter es sich nicht nehmen lassen, persönlich ein Exempel zu statuieren. Oder zumindest ihrem Team oder ihrem Bereich eine Standpauke halten und Konsequenzen androhen.
Ich erlebe es in Führungskräfte-Schulungen immer wieder und erhalte auch regelmäßig Nachrichten von den Teilnehmern meiner Online-Trainings für Führungskräfte, dass diese sich trotz eines vergifteten Unternehmensklimas weiterhin darum bemühen, gute Führungskräfte zu sein und sich nicht infizieren zu lassen.
Doch das ist mit zunehmendem Druck und vor allem bei wirtschaftlichen Schwierigkeiten irgendwann kaum noch auszuhalten.
Denn unsere gute Führungskraft muss dann das gesamte „Gift“ absorbieren und nicht an ihre Mitarbeiter weitergeben. Eine Herkulesarbeit.
Deswegen ist die Gefahr sehr groß, dass unsere gute Führungskraft langsam aber sicher abstumpft und selbst (zumindest leicht) toxische Verhaltensweisen annimmt.
Toxische Führung und das Standford-Prison-Experiment
Kennen Sie das Stanford Prison-Experiment? Das war das psychologische Experiment, das vom 14. – 20. August 1971 unter Leitung des Psychologieprofessors Philip Zimbardo durchgeführt und aufgrund des schockierenden Verlaufs abgebrochen wurde.
In diesem Experiment wurden ganz normale Studenten per Zufallsprinzip entweder zu Gefangenen oder Gefängniswärtern. Innerhalb kürzester Zeit verwandelten sich die Gefängniswärter (Studenten!) zu Sadisten, die ihre „Gefangenen“ quälten und misshandelten.
Jeder, der glaubt, dass er einer toxischen Unternehmens- und Führungskultur langfristig widerstehen kann, sollte sich nochmals mit diesem Experiment auseinandersetzen.
Mehr dazu hier: Das Standford-Prison Experiment
Eine ebenfalls sehr schockierende Geschichte darüber, wie ein toxisches Umfeld langsam aber sicher jegliche Moral zerstört, ist in diesem Buch zu finden: Ganz normale Männer – Das Reserve-Polizeibataillon 101
Toxische Führung kann verführerisch sein
Toxische Führung ist nicht nur deswegen gefährlich, weil sie auf lange Sicht ansteckend ist.
Sie ist auch unglaublich gefährlich, weil es sehr oft auch sehr erfolgreiche Unternehmer und Führungskräfte gibt, die trotz ihres toxischen Führungsstils extrem erfolgreich sind.
Menschen, die offenkundig nur an einer Sache interessiert sind: Ihrem persönlichen Erfolg.
Doch dieses Streben nach persönlichem Erfolg führt dazu, dass beispielsweise das von einem solchen, toxischen CEO geführtes Unternehmen sehr aggressiv am Markt auftritt, die Mitarbeiter reihenweise verheizt und Konkurrenzen überrollt.
Und damit, zumindest gemessen an Umsatz, Ertrag oder Marktpräsenz, sehr erfolgreich ist.
Können wir es dann einer jungen Führungskraft verübeln, wenn sie sich fragt, warum sie selbst nicht ebenso aggressiv und egoistisch handeln und agieren solle? Warum sie eigentlich nicht von den Mitarbeitern das Unmögliche verlangen, sie reihenweise in den Burnout treiben und nur mit Angst und Druck „regieren“ sollte? Vor allem, wenn ihr toxisches Verhalten dann auch noch die positive Aufmerksamkeit des Chefs findet, brechen alle Dämme.
In einer Zeit, in der man sich fragt, wer eigentlich noch glaubwürdig moralische Vorstellungen vermittelt und vorlebt, ist toxische Führung sehr verführerisch.
Toxische Führung wird zu lange akzeptiert
Eine Partnerin einer Unternehmensberatung berichtete mir einmal von einem anderen Partner der Firma. Dieser Partner behandelte die eigenen Angestellten wie den letzten Dreck. Er rief Mitarbeiter nachts um 23 Uhr oder am Wochenende an und erwartete, dass man jede von ihm geforderte Aufgabe umgehend erledigte. Und wenn es das Abholen seiner Hemden von der Reinigung war. Kein einziger Mitarbeiter wollte für diesen Partner arbeiten. Aber sie mussten es.
Alle anderen Partner sahen dieses Verhalten und nahmen auch wahr, wie es die Moral und Motivation der Mitarbeiter zerstörte.
Doch es passierte…
Nichts.
Denn dieser Partner war eine absolute Umsatzkanone. Er war der Goldesel der Unternehmensberatung und erzielte Margen, die niemand anders erreichte.
Bis sich eines Tages die Kunden beschwerten und die Partnerschaft gezwungen war, sich von ihm zu trennen.
Und plötzlich stellte sich heraus, dass kein Kunde gerne mit dem Partner zusammenarbeitete, sondern einerseits dessen Charme verfallen war. Andererseits lieferte er so schnell und so gute Beratungsergebnisse, dass man sein unmögliches Verhalten akzeptierte.
Dass diese Beratungsergebnisse nur deshalb so schnell und gut waren, weil er die interne Mannschaft gnadenlos auspresste, wollte niemand sehen.
Mit dem Weggang des toxischen Partners veränderte sich das gesamte Klima schlagartig. Sowohl bei den Mitarbeitern als auch unter den anderen Partnern. Und das Geschäft entwickelte sich besser als jemals zuvor.
85% der deutschen Unternehmen haben toxische Führungsverhalten
Laut der Studie von Kai C. Bormann, für die mehr als 35.000 Datensätze der Bewertungsplattform kununu.com genutzt wurden, konnte in 85% der deutschen Unternehmen ein toxisches Führungsverhalten nachgewiesen werden.
Nicht überall durchgängig, nicht überall auf allen Ebenen, oft auch nur in einzelnen Unternehmensbereichen.
Dennoch sind 85% ein unglaublicher Prozentsatz.
Bei jedem fünften Unternehmen herrsche sogar ein ausgesprochen toxisches Führungsklima – und zwar unabhängig von der Unternehmensgröße.
Toxische Führung schadet der Performance
Wie in obigem Beispiel einer Unternehmensberatung erwähnt, kann ein Unternehmen trotz einer toxischen Führungskraft sehr erfolgreich sein. Allerdings nur, wenn kurzfristig gedacht wird.
Betrachtet man das gesamte Bild, kann eine toxische Führungskultur unter anderem dafür sorgen, dass:
- Hohe Aufwendungen für die Rekrutierung neuer Mitarbeiter entstehen, weil eine deutlich erhöhte Fluktuation herrscht
- Mitarbeiter die Führung nicht auf Probleme aufmerksam machen, weil die Führung nichts von Problemen hören will – aber am Ende dramatische Folgen entstehen (wie bei Boeings tödlichem Fiasko mit der 737MAX)
- Mitarbeiter sich aus der Verantwortung stehlen und die Nachwirkungen erst nach vielen Jahren sichtbar werden – wenn die toxische Führungskraft gar nicht mehr im Unternehmen ist
- Mitarbeiter aufgrund psychischer Belastungen langfristig krank werden oder einen Burnout erleiden und das Unternehmen dafür Kompensationszahlungen leisten muss
- Führungskräfte und Mitarbeiter Regeln und Gesetze sehr kreativ auslegen oder brechen und dem Unternehmen enorme Image- und wirtschaftliche Schäden entstehen; bis hin zum Zusammenbruch des Unternehmens (Beispielsweise Wirecard oder der Diesel-Skandal)
Hinzu kommt, dass toxische Führung enormen Aufwand in die Einschüchterung und „Überwachung“ der Mitarbeiter investieren muss. Dies verursacht nicht nur Kosten. Es reduziert vor allem die Produktivität und Innovationskraft der gesamten Belegschaft.
Fazit toxische Führung
Leider ist toxische Führung sehr verbreitet. Angesichts wirtschaftlicher Schwierigkeiten, einer zunehmend aggressiven Grundhaltung ganzer Bevölkerungsschichten und „Vorbildern“, die mit ihrer aggressiven „Ich zuerst“-Kultur sogar Präsident eines Landes werden können, werden wir vermutlich sogar eine Zunahme toxischen Führungsverhaltens sehen.
Doch Sie müssen nicht mitmachen! Sorgen Sie dafür, dass Sie sich mit Menschen, Mitarbeitern, anderen Führungskräften zusammentun und ein Exempel für ehrliche, motivierende, transparente aber auch konsequente Führung sind.
Denn eines dürfen wir nicht vergessen:
Führungsverantwortung zu tragen ist kein Beliebtheitswettbewerb. Wir müssen als Führungskraft auch schwere Entscheidungen treffen. Entscheidungen, die manche Mitarbeiter nicht befürworten werden.
Doch harte Entscheidungen zu treffen ist nicht toxisch, sondern Teil der Führungsaufgabe.
Weiterführende Informationen zur toxischen Führung:
Den Forschungsbericht von Kai C. Bormann und Kolleg*innen können Sie hier abrufen:
Eine kurze Zusammenfassung liefert dieser Artikel auf Kununu: Toxische Führung ist in deutschen Unternehmen keine Seltenheit.
Eine umfangreiche Betrachtung toxischer Führung und der Auswirkungen auf die gesamte Kultur eines Unternehmens oder einer Organisation erfolgte auch durch Lt. Colonel Darrell W. Aubrey der US Army: The Effect of Toxic Leadership
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