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Führung in Zeiten des Coronavirus [Leadership in Krisenzeiten]

Führung in Zeiten des Coronoavirus

09.03.2020 – Erde: Es gibt weltweit fast nur noch ein Thema: Der Coronavirus und COVID19. Seit Tagen denke ich darüber nach, einen Blogpost zur Führung in einer solchen Krisensituation zu schreiben. Konkret: Wie man als Führungskraft agieren muss, wenn man während einer solchen, durch einen Schwarzen Schwan ausgelösten, Krise am Ruder steht.

Einerseits möchte ich nicht in Verruf geraden, dieses Thema für mich ausschlachten zu wollen.

Andererseits gab es kaum eine Zeit, in der Führung so notwendig war wie jetzt.

Bei meinem gestrigen Spaziergang mit meinen beiden Hunden entwickelte ich einen groben Entwurf. Inspiriert wurde ich durch den heftigen Sturm, den wir bei unserem Spaziergang hatten.

Der Sturm erinnerte mich an einen Kapitän auf einem Segelschiff, der in schweres Wetter gerät.

Denn COVID19 zieht ebenfalls wie ein massiver Sturm über unsere Erde hinweg.

Kapitän bei schwerem Wetter: „Abwettern“ auf dem Segelschiff

Was kann der Kapitän, was kann die Besatzung eines Segelschiffs tun, wenn es in einen heftigen Sturm gerät.

Lassen wir die Frage, warum der Kapitän den Sturm nicht umfahren hat, außen vor. Gehen wir einfach davon aus, dass er nur die Wahl zwischen schwerem Sturm und Orkan hatte.

Was also kann er tun?

Zuerst werden die Segel gerafft – ansonsten werde sie zerfetzt oder bringen sogar das Schiff zum Kentern.

Wenn möglich, werden die Segel jedoch nicht komplett eingeholt, sondern es wird aktiv unter Sturmbesegelung weitergesegelt.

Es werden alle Schotten dicht gemacht, alle Gegenstände fixiert. Dass die Mannschaft die komplette Rettungsausrüstung trägt, ist selbstverständlich.

Wird der Sturm so heftig, dass auch eine Sturmbesegelung nicht mehr möglich ist, werden alle Segel eingeholt und „vor Topp und Takel gelenzt“.

Der Winddruck auf den Mast alleine kann bereits für hinreichend Vortrieb sorgen, um das Schiff steuerbar zu halten.

Denn wir müssen bedenken: Ein Schiff ist nur steuerbar, wenn es Vortrieb macht!

Wenn Sie im Auto sitzen und das Lenkrad drehen, während das Auto steht, bewegen Sie sich keinen Millimeter.

Einen ganz guten kurzen Einblick in das Abwettern findet Sie hier: Abwettern bei Sturm

Was hat Abwettern mit Führung in der Krise zu tun?

Die schlimmsten Dinge, die ein Kapitän und damit eine Führungskraft in einer Krise tun kann, sind:

  • Die Krise nicht wahrhaben wollen
  • Die Krise kleinreden
  • Wild, kopflos Kommandos geben
  • Keine Kommandos geben
  • Zu behaupten, man wisse genau, was in den nächsten Stunden, Tagen, Wochen passieren wird
  • Einen Plan vorlegen, der Wochen in die Zukunft blickt, obwohl man (beispielsweise) maximal die nächsten zwölf Stunden planen kann
  • Haltlose Versprechungen machen
  • Die Krise größer machen, als sie ist
  • Weitermachen wie zuvor
  • Sorgen und Ängste der Mitarbeiter vernachlässigen oder ignorieren

Beim Abwettern, wie auch beim Führen in einer Krise, bedeutet Führung:

  • Ständige Präsenz der Top-Führungskräfte
  • Klare, glaubhafte, aktuelle Information
  • Regelmäßige Information (ggf. sogar mehrmals täglich, wenn Situation hochgradig dynamisch)
  • Enge Kommunikation mit Mitarbeitern, um Sorgen und Ängste aufgreifen zu können
  • Enge Kommunikation mit Mitarbeitern, um Ideen, Anregungen, Handlungsoptionen mitzubekommen und nutzen zu können

Führungstipps während COVID19

1. Erzählen Sie keine Halbwahrheiten und Gerüchte über den Virus und die Krankheit selbst

2. Atmen Sie durch und werden Sie ruhig, bevor Sie sprechen

3. Überlegen Sie sich, was Ihre Zuhörer am meisten bewegt und adressieren Sie das! Die meisten Menschen haben jetzt als erstes Angst um ihre eigene Gesundheit und die ihrer Familie. Als nächstes beschäftigt sie die Unsicherheit vor dem, was kommt, sowie mögliche Auswirkungen auf die Arbeit (den Job!). Geben Sie dort Zuversicht, wo Sie können. Aber lügen Sie nicht!

4. Sprechen Sie mit fester, klarer, überzeugter Stimme. ÜBEN SIE vorher! Profis üben, Amateure improvisieren.

5. Stellen Sie immer mindestens einen konkreten nächsten Schritt vor. Und definieren Sie immer, wann es das nächste Update gibt. Und dann halten Sie sich daran!

Es gibt niemanden, der aktuell vorhersagen kann, was COVID19 weltweit anrichten wird.

Dafür gibt es plötzlich immer mehr Experten, die immer mehr Vermutungen anstellen und so verpacken, als wären es Tatsachen.

Die Medien stürzen sich zudem auf jede Nachricht, die noch mehr Sensationsgier befriedigt. Je mehr Todesfälle prognostiziert werden, desto mehr Aufmerksamkeit bekommt der „Experte“.

Natürlich ist es aktuell absolut sinnvoll, Reisetätigkeit zu vermeiden.

Es ist auch sinnvoll, dann von zu Hause zu arbeiten, wenn es möglich ist.

Denken Sie jedoch nochmals an das Abwettern eines Segelschiffes: Wenn das Schiff keinen Vortrieb mehr hat, kann man es nicht steuern.

Als Führungskraft müssen Sie dafür sorgen, dass Ihr Schiff, also Ihr Unternehmen, weiterhin agiert und handelt.

Was Mitarbeiter jetzt von ihrer Führungskraft erwarten

Führung in der Krise - Flugzeug im Gewitter

Waren Sie einmal in einem Flugzeug unterwegs und gerade auf der Bordtoilette, als ganz unerwartet ein heftiger Ruck durch das Flugzeug ging?

Sie mussten sich so gut wie möglich festhalten und verließen die Toilette schnellstmöglich. Auf dem Weg zurück zum Sitz wackelte die Maschine weiter und Sie hörten das bekannte „Ping“, das zum Schließen des Sitzgurtes aufforderte.

Sie halten sich auf dem Weg zu Ihrem Platz an den Lehnen der anderen Sitze fest und schaffen es gerade noch in Ihren Sitz, als aus dem Wackeln wieder ein heftiger Ruck wird.

Angstvoll warten Sie auf die Stimme des Kapitäns.

Sie wollen wissen, was los ist.

Sie wollen wissen, ob diese Turbulenz in 30 Sekunden oder in 15 Minuten vorüber sein wird.

Und solange die Stimme nicht ertönt, übernimmt Unsicherheit die Herrschaft über unsere Gedanken.

Genauso geht es vielen Mitarbeitern in unseren Unternehmen.

Wenn Sie jetzt der Kapitän sind, der erst einmal abwartet, bis die Turbulenz vorüber ist – dann haben Sie Ihre Mannschaft verloren.

Wenn Sie jedoch der Kapitän sind, der frühzeitig, regelmäßig und zuverlässig informiert, dann werden Sie als (noch) stärker respektierte Führungspersönlichkeit aus dieser Krise hervorgehen.

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