Es ist Mittwoch, sechs Uhr morgens, und wieder einmal teste ich meine Selbstmotivation. Oder vielmehr mein Coach: 22 Intervalle à 200m stehen auf dem Programm. Boah, wie ich diese Intervalle hasse.
Oder auch nicht… Denn ich weiß mit absoluter Überzeugung, dass sie mich langfristig schneller machen. Auch wenn ich eigentlich der Ausdauerläufer bin, der erst bei Laufstrecken jenseits der 50 km auf Touren kommt.
Selbstmotivation und Disziplin
Meine Selbstmotivation ist in den Momenten oft an einem Tiefpunkt. Dann muss die Disziplin und der feste Blick auf mein eigentliches Ziel, beispielsweise ein Ultra-Marathon acht Monate später, über diesen Tiefpunkt hinweghelfen. Daraus ziehe ich meine Motivation, weil ich zu diesem langfristigen Ziel „Hell yeah“ sage.
Unser Leben besteht aus tausenden von kleinen Entscheidungen. Jeden Tag. Ohne Ausnahme.
Es ist unsere Entscheidung, ob wir unsere Kollegen mit einem freundlichen oder einem mürrischen Gesicht ansehen.
Es ist unsere Entscheidung, ob wir einem Teammitglied, das wir bereits drei Mal auf einen Fehler hingewiesen haben, beim vierten Mal völlig entnervt anbrüllen – oder mit demjenigen darüber sprechen, was er endlich machen kann, damit dieser Fehler nicht mehr auftaucht.
All diese kleinen Entscheidungen hängen in meinen Augen davon ab, was denn das große Ziel ist, auf das man zusteuert.
Und leider verbringen viel zu viele Menschen ihr Berufs- und Privatleben im Modus der Fremdsteuerung. Das kann manchmal sogar genauso motivierend sein, wie wenn man eigene Ziele definiert hätte.
Doch oft lebt man nur so vor sich hin. Oder sollte ich sagen: Man funktioniert eben irgendwie. Aber von Selbstmotivation ist nichts zu spüren.
Prüfe Deine Selbstmotivation: „Hell yeah“ oder „NEIN“
Selbstmotivation entsteht dadurch, dass wir etwas tun, anstreben, in Angriff nehmen, das uns innerlich begeistert. Ob es der erste Marathon ist, oder der Gewinn eines bestimmten Projektes, ob es das Gründen des eigenen Unternehmens oder das Ansprechen des Traummannes oder der Traumfrau ist – Dinge, die einfach zu erreichen sind, werden uns nur selten – und auch dann nur sehr kurz – wirklich begeistern und motivieren.
Zu diesen großen Zielen, die von anderen mitunter als unrealistisch und unmöglich angesehen werden, muss man mit Begeisterung und aus tiefster Überzeugung sagen können „ja, das will ich und dafür bin ich auch zu Opfern bereit“.
Derek Sivers, amerikanischer Unternehmer und Autor, hat dies sehr schön in einer ganz einfachen Formel zusammengestellt:
„Wenn Du vor einer Entscheidung stehst, ob Du etwas tun solltest oder nicht, dann höre in Dich hinein und frage Dich, ob Du ein ‚Verdammt nochmal, ja‘ in Dir hören kannst. Wenn nicht, dann sollte Deine Antwort ‚Nein‘ lauten.“
Selbstmotivation bedeutet nicht, dass alles Freude macht
Doch wenn ich zu etwas „Hell yeah“ gesagt habe, bedeutet es nicht, dass mir alles auf dem Weg zu diesem Ziel Freude macht.
Natürlich kann das so sein. Wenn Sie beispielsweise am Freitagnachmittag überraschend gefragt werden, ob Sie am Samstag zu einer Veranstaltung Ihres absoluten Lieblingsstars mitkommen wollen, für die Sie keine Karten bekommen haben, und ihre andere Samstagsplanung über den Haufen werden müssen.
Wenn Sie aber „Hell yeah“ zu Ihrem Sprung in die Selbständigkeit gesagt haben, dann werden Sie auf dem Weg hunderte von kleinen Hürden in den Weg gelegt bekommen. Oder selbst hinlegen. Dazu kommen noch ein paar große oder sogar gigantische Hürden. In diesen Momenten kommt bei manchem die Selbstmotivation ins Wanken.
Dann gilt es, sich daran zu erinnern, wozu man „Verdammt nochmal, ja“ gesagt hat, sich das Ziel deutlich vor Augen zu führen, und dann einen Weg über oder um die Hürden herum zu finden.
In meinem Artikel „Mitarbeitermotivation – Ohne Selbstdisziplin unmöglich“ gehe ich hinsichtlich der Führung von Mitarbeitern auf deren Selbstmotivation ein.
Wozu sagen Sie „Hell yeah“ und wozu sollten Sie endlich „Nein“ sagen?
Fragen Sie sich selbst einmal, ob es eigentlich irgendetwas gibt, wozu Sie aus voller Überzeugung „Hell yeah“ sagen? Oder ob Sie nur funktionieren…
Wenn es sowas gibt, dann prüfen Sie für sich selbst, ob Sie genügend Zeit damit verbringen und was Sie tun können, um mehr Zeit dafür zu investieren. Fortschritt, auch der allerkleinste, ist Futter für unsere Selbstmotivation.
Welche Dinge rauben Ihnen Zeit? Und, weil Sie sich so sehr darüber ärgern, dauern diese Dinge dann noch länger?
Zu welchen dieser Dinge können Sie einfach einmal „Nein“ sagen? Probieren Sie es doch einmal aus…
Zurück zu meinen Intervalltrainings.
In 9 von 10 Fällen freue mich davor nicht darauf – aber ich weiß ganz genau, dass sie notwendig sind.
In 10 von 10 Fällen bin ich danach mega-stolz auf mich, reiße meine Arme nach der letzten Wiederholung nach oben, wie wenn ich eine olympische Goldmedaille gewonnen hätte, und erhöhe damit mein Guthaben auf meinem Selbstmotivations-Konto wieder ein bisschen mehr.
Mit welcher kleinen Handlung können Sie heute wieder etwas auf Ihr Selbstmotivations-Konto einzahlen? Tun Sie es.
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