Als ob wir mit dem Fachkräftemangel in Unternehmen nicht schon genug zu tun hätten… Immer mehr Unternehmen sehen sich mit der Herausforderung konfrontiert, dass nicht mehr genügend junge Mitarbeiter Interesse daran haben, Führungskraft zu werden.
Viele Mitarbeiter fragen sich:
„Wozu soll ich eigentlich Führungskraft werden? Ich habe kein Interesse an einer klassischen Karriere und kaputtarbeiten will ich mich auch nicht.“
Warum es schwer ist, Mitarbeiter für eine Führungskarriere zu begeistern
Kommen wir direkt zum Knackpunkt:
Warum soll man wirklich Führungskraft werden?
Diese Frage ist umso bedeutender, als dass sehr viele Mitarbeiter kaum vorbildliche Führungskräfte um sich herum wahrnehmen können.
Nach echten Leader-Persönlichkeiten müssen wir gar nicht suchen. Das wäre zum Scheitern verurteilt.
Weder in der deutschen Politik noch im Unternehmensumfeld bekleckern sich die bekannten Führungspersönlichkeiten mit Ruhm.
Was gar nicht bedeutet, dass es in Deutschland keine grandiosen Führungspersönlichkeiten gäbe.
Das Problem ist, dass ein besonders erfolgreicher Unternehmer in Deutschland umgehend als gierig, machthungrig, elitär, etc. abgestempelt wird, sobald er in die Öffentlichkeit gelangt.
Deswegen scheuen viele Erfolgsmenschen in Deutschland das Rampenlicht. Und deswegen fehlen uns die Vorbilder!
Ein Beispiel:
Millionen von Menschen kaufen jeden Tag bei Lidl und Kaufland ein. Dass dahinter ein grandioser Unternehmer namens Dieter Schwarz steckt, wissen zwar einige. Doch wenn über ihn gesprochen wird, dann geht es immer nur darum, wie reich er ist und warum das schlecht ist.
Einmal darzustellen, welche Leistung ein Dieter Schwarz oder andere Unternehmer erbracht haben, um zu diesem Punkt zu kommen, interessiert niemanden. Aber man geht dennoch sehr gerne jeden Tag dort einkaufen, um sich danach darüber aufzuregen, dass die Angestellten in Discountmärkten mehr Geld verdienen sollten.
Blicken wir in Unternehmen hinein, finden wir auf den Ebenen der Abteilungs- und Teamleiter oft auch sehr gute Führungskräfte. Führungskräfte, die sich wirklich für ihre Mitarbeiter interessieren.
Die sie fördern. Die sie weiterentwickeln.
Die Ziele haben und gemeinsam mit ihren Teams daran arbeiten.
Die Erfolge gemeinsam feiern und Niederlagen gemeinsam verarbeiten.
Wer als Mitarbeiter das Glück hat, bei einer solchen Führungskraft zu arbeiten, wird eher dazu tendieren, selbst Mitarbeiterverantwortung annehmen zu wollen.
Wer als Mitarbeiter jedoch von einer nicht so guten Führungskraft geleitet wird, nimmt eher Abstand davon.
Wer als Mitarbeiter sieht, wie eine gute Führungskraft im Unternehmen verheizt wird, weil die Unternehmenskultur krank ist, der will nicht das gleiche Schicksal erleiden.
Wer als Mitarbeiter beobachtet, wie top-geeignete Kandidaten auf eine Führungsposition nicht befördert werden, weil jemand anderes sein Netzwerk nutzt – obwohl ihm die menschlichen Charaktereigenschaften zur Führung fehlen – der wird zumindest in diesem Unternehmen keine Karriere machen wollen.
Und wenn wir in einem „agilen“ Unternehmen unterwegs sind, denken sich viele Mitarbeiter „da brauchen wir ja keine Führungskräfte mehr, also muss ich über diese Option nicht mehr nachdenken“. Dabei sind Führungskräfte in agilen Unternehmen ganz besonders wichtig. Sie haben nur eine andere Rolle (mehr dazu hier: Warum agile Unternehmen Führungskräfte benötigen).
Was für die Laufbahn als Führungskraft spricht
Was spricht denn dafür, den beruflichen Weg in Richtung einer Führungslaufbahn zu lenken:
- Man kann Menschen (die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Kolleginnen und Kollegen) dabei unterstützen, sich selbst weiterzuentwickeln. Das ist eine der motivierendsten Tätigkeiten überhaupt!
- Man kann mehr Mitbestimmen. Zumindest in Unternehmen, die ihre Führungskräfte nicht als Marionetten und Ausführungsgehilfen missbrauchen, sondern ihnen wirklich Verantwortung übertragen.
- Gemeinsam kann man viel mehr erreichen als alleine.
- Man kann ganz neue Ideen entwickeln, insbesondere dann, wenn man ein Team mit unterschiedlichsten Persönlichkeiten und Erfahrungen so zusammenbringt, dass es ein echtes Team ist.
- Man lernt permanent dazu – sowohl über sich selbst, als auch über das Business und vor allem über die Mitarbeiter und anderen Personen, mit denen man zu tun hat.
- Man kann sich selbst weiterentwickeln. Eine Führungskraft in einem Unternehmen übernimmt oft auch mehr Verantwortung in Familie, Freundeskreis und Gesellschaft. Und das wird dringend benötigt!
Was gegen eine Laufbahn als Führungskraft spricht
Doch Führungskraft zu sein hat auch Schattenseiten. Es gibt zudem Gründe, warum man nicht Führungskraft werden sollte:
- Man sollte keine Führungskraft werden, wenn man nicht mit Menschen interagieren will. Wer sich nicht auf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einstellen möchte, darf keine Führungskraft werden.
- Wer seine Motivation und seine Befriedigung daraus zieht, in einem Fachgebiet exzellent zu sein, sich dort tief einarbeiten und auch immer stark inhaltlich arbeiten möchte, der sollte keine Führungskraft werden. Denn spätestens, wenn das Team mehr als zwei Personen hat, wird der eigene Anteil an fachlicher Arbeit deutlich geringer und das führt oft zu Frust. Oder man entdeckt im geführten Team Konkurrenz für die eigene Expertenrolle und arbeitet gegen die eigenen Mitarbeiter.
- Wer in einem toxischen Unternehmensumfeld tätig ist, in dem die Unternehmenskultur und die Fehlerkultur nicht den eigenen Werten entsprechen, der sollte dort auch keine Führungskraft werden. Es sei denn, es zeichnet sich ein nachhaltiger Wandel ab und es werden dringend neue Köpfe gebraucht!
- Wer nur auf die Insignien der Macht aus ist, wie z.B. das größere Auto, das größere Büro, den beeindruckenderen Titel wie Senior Vice President of Knowing Nothing, darf gar keine Führungskraft werden.
Fazit warum man Führungskraft werden sollte – oder auch nicht
Wer sich mit der Frage beschäftigt, ob er oder sie Führungskraft werden soll, sollte auf folgende Fragen ein klares „Ja“ antworten können:
- Habe ich ein großes Interesse daran, mich zu einem großen Teil meiner Arbeitszeit mit den Menschen, ihren Stärken und Schwächen sowie ihrer Weiterentwicklung zu beschäftigen?
- Ist es mir wichtiger, dass mein Team Erfolge erzielt und dafür Anerkennung bekommt, als dass ich im Vordergrund stehe?
- Identifiziere ich mich mit der Unternehmenskultur und will ich dazu beitragen, das Unternehmen noch besser zu machen?
Wenn Sie alle drei Fragen mit Ja beantworten können, dann könnte eine Führungslaufbahn genau das Richtige für Sie sein.