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HALO-Effekt in der Mitarbeiterführung [Psycho-Wissen für Führungskräfte]

HALO-Effekt Psycho-Wissen für Führungskräfte

Psycho-Wissen für Manager – heute: HALO-Effekt/Heiligenschein-Effekt

Würden Sie lieber Kandidatin A, eine intelligente, fleißige, impulsive, kritische Mitarbeiterin oder Kandidatin B, eine impulsive, kritische, intelligente, fleißige Mitarbeiterin einstellen?

Wenn Sie zu Kandidatin A tendieren, dann unterliegen Sie – wie so vielen Menschen – dem HALO-Effekt/Heiligenschein-Effekt.

Wenn Sie sagen „Das kann ich doch aufgrund der wenigen Fakten nicht beurteilen und außerdem sind beide Kandidatinnen mit den gleichen Eigenschaften beschrieben worden – nur die Reihenfolge unterschied sich“, dann haben Sie zwar recht, doch in der Realität würden Sie vermutlich ebenfalls früher oder später dem HALO-Effekt/Heiligenschein-Effekt zum Opfer fallen.

Sicherlich haben Sie schon einmal den HALO-Effekt bei der Sonne gesehen. Und waren danach von der Sonne geblendet. Diese Blendung ist es, der wir auch erliegen, wenn der Effekt im Umgang mit Menschen zuschlägt.

HALO-Effekt blendet Führungskräfte

Der tückische erste Eindruck

Es gibt keine zweite Chance für einen ersten Eindruck

Dieses Sprichwort könnte gar nicht besser passen.

Es ist dabei mehr, als ein Sprichwort.

Es repräsentiert die Quintessenz von Studien, die seit über 100 Jahren einen Effekt erforschen, der inzwischen als HALO-Effekt bekannt geworden ist (HALO bedeutet übersetzt „Heiligenschein“).

Definition HALO-Effekt

Der HALO-Effekt ist ein systematischer Fehler in der Beurteilung von Personen, bei dem ein einzelnes Merkmal einer Person so dominant wirkt, dass andere Merkmale in der Beurteilung dieser Person sehr stark in den Hintergrund gedrängt bzw. gar nicht mehr berücksichtigt werden.

Doch das ist nicht alles!

Zusätzlich werden aufgrund dieser Beurteilung auch Rückschlüsse auf andere Eigenschaften und Fähigkeiten einer Person gezogen, ohne dass hierfür irgendeine objektive Grundlage besteht.

Je schneller ein Urteil gefällt wird (oder werden muss), desto stärker wirkt der HALO-Effekt.

Denken Sie einfach nochmals an die beiden Kandidatinnen. Angenommen, Sie hätten aus unerfindlichen Gründen nur 10 Sekunden Zeit, um sich zu entscheiden. Würden Sie dann nicht auch zu Kandidatin A greifen?

Der HALO-Effekt tritt auch bei Gegenständen oder bei der Kombination von Personen und Gegenständen auf. Das ist auch der Grund dafür, warum Unternehmen jedes Jahr Milliarden von Euro dafür ausgeben, um berühmte, erfolgreiche, angesehene, … Personen für ihre Produkte Werbung machen zu lassen. Der HALO-Effekt soll von der Person auf das Produkt ausstrahlen und uns zum Kauf animieren. Was es auch nach wie vor tut.

Erstmals untersucht wurde das sozial-psychologische Phänomen von Frederic L. Wells bereits 1907. Der amerikanische Verhaltensforscher Edward Lee Thorndike gab ihm später den Namen HALO-Effekt/Heiligenschein-Effekt.

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Unser Gehirn ist faul UND wir wollen Recht behalten

Haben wir uns unser erstes Urteil gebildet, dann bleiben wir auch dabei. Denn unser Gehirn möchte unter allen Umständen vermeiden, unnötige Energie zu vergeuden.

Steckt eine Person erst einmal in einer Schublade, dann lassen wir sie dort. Denn das macht all unsere weiteren Schritte und Entscheidungen so viel leichter.

Da wir ungern feststellen, dass wir uns geirrt haben, suchen wir unterbewusst nach weiteren „Beweisen“, um unser HALO-getrübtes Urteil zu bestätigen und zu bestärken.

HALO-Effekt Beispiele

Nachfolgend einige Beispiele für den HALO-Effekt:

  • Angenommen, in einer Bewerbung werden keine Fotos verwendet: Bei zwei Kandidaten für eine Arbeitsstelle, die mit nahezu identischen Fähigkeiten und Eigenschaften aufwarten können, wird derjenige bevorzugt, bei dem in der Zusammenfassung als erstes die positiven Eigenschaften genannt werden (siehe oben „intelligent und fleißig“ ist besser als „impulsiv und kritisch“). Dies beeinflusst uns besonders dann, wenn wir eine Person nicht kennenlernen und ihre Unterlagen nicht zu Gesicht bekommen, sondern jemand anderes über diese Person berichtet!
  • Werden in Bewerbungen Fotos verwendet, hat die attraktivere Person bessere Chancen
  • Neueste Studien beweisen zudem, dass den Kandidaten mehr Kompetenz zugesprochen wird, die teuere (oder teuer erscheinende) Kleidung tragen (Studie: Wirkung von Kleidung auf die Einschätzung der Kompetenz von Menschen)
  • Ein Auto, dessen Motor leise ist, wird als umweltfreundlicher angesehen, als eines mit einem lauten Motor
  • Ein Dienstleistungsunternehmen, das bei einem Kunden nur eine einzige Dienstleistung erbringt, hat sehr große Schwierigkeiten, wenn es bei diesem Kunden auch andere Angebote platzieren möchte
  • Wenn Studenten für eine Studienarbeit sowohl einen Bericht als auch eine statistische Auswertung machen müssen, werden Fehler in der statistischen Auswertung bei den Studenten weniger kritisch bewertet, wenn der Professor davor ihren Bericht gelesen und gut oder sehr gut bewertet hat
  • Kandidaten auf ein politisches Amt werden als kompetenter angesehen, wenn sie attraktiv, groß und selbstbewusst auftreten. Bei der Wahl der US-Präsidenten hat in den letzten 100 Jahren fast immer derjenige gewonnen, der die anderen Kandidaten an Körpergröße übertraf

 

HALO-Effekt in der Mitarbeiterführung

Den HALO-Effekt müssen wir als Führungskraft immer dann besonders berücksichtigen, wenn es um die Beurteilung und Förderung von Mitarbeitern geht.

Auch bei der Bewertung von Chancen oder Risiken unterliegen wir dem Bewertungsfehler (ähnlich wie beim Priming-Effekt beschrieben).

Der HALO-Effekt ist jedoch auch als Führungsmethode geeignet, um Motivation und Engagement zu steigern. Stellen wir in Präsentationen oder Besprechungen die bislang erzielten Erfolge, die neu entstandenen Chancen oder den bislang gemachten Fortschritt positiv in den Vordergrund, dann hat dies eine positive Wirkung und ist deutlich besser, als wenn man jede Kommunikation immer mit Kritik, Rückschlägen und Drohungen beginnt.

Nein, Sie sollten jetzt nicht jede Niederlage schönreden.

Manchmal müssen wir auch mit dem Negativen beginnen. Das ist besonders dann wichtig, wenn wir aufrütteln wollen. Doch danach müssen wir einen Weg entwickeln (lassen), um aus dem Tal der Tränen herauszukommen.

Die Wirkung des HALO-Effekt bei Bewerbungsgesprächen ist schon erwähnt worden. Deswegen widmen wir uns in unserem Online-Kurs Erfolgreiche Einstellungsgespräche und Recruiting-Gespräche führen ausführlich diesem und anderen Wahrnehmungsfehlern und psychologischen Phänomenen.

Auch Ihre Chefs, Kunden, Stakeholder werden durch den HALO-Effekt beeinflusst. Das können Sie sich auch zunutze machen 🙂 vor allem dann, wenn Sie mit jemandem erstmals in Kontakt treten.

HALO-Effekt wirkt negativ

Der HALO-Effekt kann jedoch auch negativ wirken!

So werden beispielsweise besonders attraktive Bewerber von Entscheidern eher abgelehnt, wenn diese Entscheider durch die Attraktivität des Bewerbers ein Risiko für sich selbst sehen.

Das beginnt bei der körperlichen Attraktivität und endet bei den fachlichen Eigenschaften.

Fazit zum HALO-Effekt

Falls Sie der HALO-Effekt an Priming erinnert, dann liegen Sie damit richtig.

Der HALO-Effekt ist im Grunde eine Steigerung von Priming, da eine einzige Eigenschaft ausreicht, um unsere gesamte Wahrnehmung zu prägen.

Sie müssen als Führungskraft darauf achten, Ihre eigene Einschätzung und Bewertung von Personen, Produkten, Unternehmen, etc. immer wieder zu hinterfragen.

Dabei hilft es leider wenig, wenn Sie alle Entscheidungen im Team treffen. Denn wir alle leiden unter dem Effekt.

Ein Team hilft jedoch dann, wenn es divers besetzt ist!

Dann hat es unterschiedliche Präferenzen und die Empfänglichkeit für bestimmte HALO-Reize sind unterschiedlich ausgeprägt, wodurch der HALO-Effekt nicht mehr die gesamte Gruppe beeinflussen kann.

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Den HALO-Effekt in Einstellungsgesprächen vermeiden

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