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Die Peak-End-Rule und ihre Bedeutung bei der Führung [Psycho-Wissen für Führungskräfte]

Peak End Rule Psycho Wissen für Führungskräfte

Konzentrieren wir uns heute auf ein besonders spannendes Thema, das für jede Führungskraft wichtig ist.

Darmspiegelungen

Jetzt habe ich Ihre Aufmerksamkeit, oder?

Also, es wird nicht direkt um Darmspiegelungen gehen, sondern darum, wie unsere Bewertung einer Situation oder eines Erlebnisses von einzelnen Momenten sowie den letzten Minuten oder Sekunden abhängt.

Das ist die sogenannte „Peak-End-Rule“.

Es gibt auch eine, bescheuerte, Übersetzung ins Deutsche: „Spitze-Ende-Regel“. Die vergessen Sie am besten gleich wieder.

Was ist die Peak-End-Rule?

Das wahrnehmungspsychologische Phänomen der Peak-End-Rule besagt, dass die Bewertung und Erinnerung an ein Ereignis nicht so sehr davon abhängen, wie gut oder schlecht uns ein Ereignis während des Erlebens gefallen hat, sondern die nachträgliche Bewertung hauptsächlich von einzelnen Höhepunkten und dem letzten Eindruck geprägt wird.

Eines der bekanntesten Experimente zur Peak-End-Rule wurde von Daniel Kahneman und Don Redelmeier durchgeführt und veröffentlicht.

Jetzt kommen wir zur Darmspiegelung 🙂

Hintergründe zur Peak-end-rule

Es wurden 154 Patienten einer Darmspiegelung und 133 Patienten einer Nierensteinzertrümmerung befragt.

Man wollte herausfinden, als wie unangenehm und schmerzvoll die Patienten die Behandlung bewerteten.

Dazu gaben die Patienten während der Behandlung permanent an, wie schmerzhaft es gerade war.

Außerdem wurden die Patienten nach der Behandlung explizit befragt, wie schmerzhaft die gesamte Prozedur war.

Das überraschende Ergebnis:

Die spätere Bewertung der Behandlung war primär davon abhängig,

  • wie hoch der maximale Schmerz sowie
  • wie schmerzhaft die letzten 3 Minuten waren.

Die Dauer und der über den gesamten Behandlungszeitraum hinweg empfundene Schmerz spielten eine untergeordnete Rolle.

Konkret gesagt:

  • Eine 30-minütige Behandlung, bei der ein Patient auf einer Schmerzskala von 1 – 10 (10 = maximal) konstant Werte zwischen 6 und 7 angab, wurde die Behandlung danach als wesentlich weniger schlimm beurteilt,
  • als von Patienten mit einer 15-minütigen Behandlung, die durchschnittlich nur einen Schmerz von 3 angaben, aber für 30 Sekunden einen Schmerz der Stufe 8 ertragen mussten und bei denen in den letzten 2 Minuten nochmals ein kurzer Schmerz der Stufe 6 auftrat.

Das bedeutet, dass ein konstanter Schmerz als weniger schmerzhaft bewertet wird, als ein kurzer Peak und ein schmerzhaftes Ende einer Prozedur, selbst wenn diese ansonsten deutlich angenehmer war.

Es geht sogar so weit, dass eine 5-minütige, nahezu schmerzfreie Prozedur, bei der am Ende ein kurzer, starker Schmerz auftrat, als deutlich unangenehmer empfunden wird, als eine 45-minütige schmerzhafte Behandlung mit relativ konstantem Schmerz.

Ausführliche Informationen zu den Studienergebnissen finden Sie hier: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/8857625/

Warum ist die Peak-End-Rule für Führungskräfte wichtig?

Tja, wenn Sie jetzt sagen „wir führen an unseren Mitarbeitern keine Darmspiegelungen durch, was bringt mir das jetzt?“, dann kommt nun die Auflösung.

Und vermutlich haben Sie schon hinreichend Erlebnisse gehabt, die Ihnen dabei wieder in den Sinn kommen.

Wenn Ihre Mitarbeiter eine Aufgabe bearbeiten, die zwischendurch ein einziges Mal extrem unangenehm wird, dann werden die Mitarbeiter diese Aufgabe als wesentlich belastender und sogar demotivierender bewerten, als eine Aufgabe, die über längere Zeit hinweg unangenehm ist (aber keine so hohe Spitzenbelastung hat).

Zur Illustration:

  • Ein Mitarbeiter mag eine Aufgabe als sehr unangenehm bewerten, wenn derjenige zwischendurch eine 10-minütige Präsentation vor dem Vorstand halten muss, während eine Aufgabe, bei der er jede Woche vor zwei Kollegen den aktuellen Stand präsentieren muss, als wesentlich angenehmer empfunden wird.
  • Ein Projektteam wird ein Projekt, bei dem es in den letzten zwei Wochen permanent Nachtschichten schieben muss (also 10 mal), als wesentlich unangenehmer bewerten, als ein Projekt, bei dem sie über ein Jahr hinweg alle zwei Wochen eine Nachtschicht einlegen mussten (also 24 mal).

Für uns als Führungskraft bedeutet die Peak-End-Rule, dass wir

  • am Ende einer Aufgabe, eines Projekts oder einer Veränderung dafür sorgen sollten, dass es positive Erlebnisse gibt (falls wir wollen, dass es positiv in Erinnerung bleibt) – im Sinne von „Das Beste kommt zum Schluss
  • während einer belastenden Phase darauf achten sollten, dass die Spitzenbelastungen sich nicht zu sehr von der durchschnittlichen Belastung abheben

Da die Peak-End-Rule, so wie auch alle anderen psychologischen Phänomene wie z.B. Group Think oder Priming, unterbewusst ablaufen, können Sie bei einer „falschen“ Bewertung gegensteuern.

Falls ein Mitarbeiter oder Team eine Aufgabe oder ein Projekt aufgrund eines einzigen, sehr negativen Erlebnisses am Ende nun plötzlich insgesamt als sehr negativ bewerten, dann können Sie etwas dagegen tun:

Gehen Sie mit Ihrem Team gemeinsam einfach die Zeitlinie entlang und betrachten Sie gemeinsam, wie gut oder schwierig die einzelnen Phasen waren.

Wenn es nämlich zwischendurch eigentlich fast immer recht gut war, dann werden auch die Mitarbeiter dies so bewerten.

Aber nur, wenn Sie das den Mitarbeitern nochmals aktiv in Erinnerung rufen.

Wenn Mitarbeiter dann feststellen, dass 9 Monate des Projekts ziemlich gut waren und nur die letzten zwei Wochen nicht so toll, werden sie auch die Gesamtbewertung zum Positiven hinverändern.

Und das ist dann wichtig, wenn wir Mitarbeiter auch in Zukunft für ein ähnliches Projekt begeistern wollen.

Mit Eiscreme die Peak-End-Rule positiv nutzen

Mit Eiscreme die Peak-End-Rule positiv nutzen

Sie können die Peak-End-Rule auch aktiv sehr positiv einsetzen

Sorgen Sie während eines Projekts oder intensiven Arbeitsphase für kurze, „hohe Hochs“. Denn diese kurzen, tollen Erlebnisse zwischendurch werden deutlich stärker in Erinnerung bleiben, als eine mittelstarke, konstante Belastung! Selbst eine Runde Eis kann da bereits Wunder bewirken – und sowohl in dem Moment die Geister beleben, als auch die Betrachtung danach positiv beeinflussen.

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