„Wie kann ich meine Mitarbeiter motivieren?“ ist eine der drei am meisten gestellten Fragen von Führungskräften in Führungskräfteseminaren.
Damit einher geht die Hoffnung, eine magische Formel oder eine Anleitung zu bekommen im Sinne von „die 5 besten Motivationstipps zur Mitarbeiterführung“. Folgt man der Anleitung, sind die Mitarbeiter motiviert.
Haben Sie mehrere Kinder oder Geschwister? Oder zumindest mehrere Freunde?
Werden diese Personen alle von den gleichen Dingen motiviert?
Setzen sie die gleichen Prioritäten, mögen die gleichen Sachen?
Vermutlich nicht.
Es mag gewisse Übereinstimmungen geben. Kinder mögen sehr oft Eis. Oder Pommes.
Aber auch das gilt nicht für alle Kinder.
Wenn wir also schon hier kein universelles Rezept finden, um eine kleine Gruppe von Menschen zu motivieren, deren Gene (im Falle von Kindern oder Geschwistern) sehr ähnlich sind, wie soll es dann bei Mitarbeitern funktionieren?
Das ist auch die wichtigste Message dieses Artikels: Es gibt keine magische Formel der Mitarbeitermotivation.
Allerdings gibt es eine universelle Maßnahme, um Mitarbeiter zu motivieren!
Demotivation von Mitarbeitern beenden
Man muss als erstes aufhören, sie zu demotivieren.
Denn auch wenn es unzählige Faktoren gibt, die uns motivieren, so gibt es eine viel überschaubarere Anzahl an Faktoren, die uns demotivieren.
Fragt mich eine Führungskraft, wie sie Mitarbeiter motivieren kann, dann gebe ich ihr immer die Antwort:
Finde heraus, was Du tust und damit Deine Mitarbeiterin, Deinen Mitarbeiter demotivierst.
Dann höre auf damit und Du wirst eine Motivationssteigerung erleben.
Ist es nicht in Wirklichkeit so: Eigentlich ginge es uns ganz gut, wenn wir uns nicht über einige wenige, blöde Eigenschaften oder Verhaltensweisen unseres Chefs ärgern würden?
Oder über die Unternehmensregeln, die uns vom Arbeiten abhalten?
Die Liste mit Faktoren, die unsere Motivation einschränken oder gar zerstören, ist gar nicht so kompliziert und lang.
Finden Sie heraus, welche davon bei Ihnen wirken, und Sie werden bereits enorme Sprünge bei der Motivation Ihrer Mitarbeiter wahrnehmen:
11 Demotivations-Faktoren, die das motivierte Arbeiten von Mitarbeitern verhindern
- Unklare Ziele
- Unsinnige Aufgaben, Doppelarbeiten, Arbeiten für den Mülleimer
- Toxischer Umgang miteinander
- Zeitverschwendung, insbesondere durch sinnlose Besprechungen
- Unzuverlässigkeit, sowohl der Führungskraft als auch von Teammitgliedern
- Fehlende Konsequenz, besonders wenn immer wieder neue Vorgaben gemacht werden, deren Einhaltung oder Missachtung jedoch keinerlei Folgen haben
- Fehlendes Feedback, sowohl guter als auch verbesserungswürdiger Leistungen
- Unfaire Behandlung, insbesondere Vetternwirtschaft, Vorzugsbehandlung einzelner, messen mit zweierlei Maß
- Versprechungen oder Aussagen insbesondere des Managements, die nicht gehalten werden („noch diese eine Veränderung, dann ist unser Veränderungsprozess durch“ – um vier Wochen später die nächste Veränderung anzukündigen)
- Fehlende Kommunikation, insbesondere fehlt oft die Fähigkeit von Führungskräften, ihren Mitarbeitern wirklich zuzuhören
- Zu wenig Entscheidungsfreiheit, Mikromanagement und mangelnde Fehlerkultur, insbesondere bei neuen Themen
Prüfen Sie daher, ob Sie einen oder mehrere dieser Faktoren, durch die die Motivation von Mitarbeitern behindert wird, selbst verursachen.
Stellen Sie es dann ab.
Eventuell sind Sie gar nicht der Verursacher, aber Sie können es ändern.
Dann tun Sie es!
Mythen der Mitarbeitermotivation
Eigentlich müsste ich jetzt auch ausführlich auf einige Mythen eingehen, die es bei der Motivation von Mitarbeitern nach wie vor gibt.
Aber dann sprengen wir diesen Artikel…
Deswegen nur eine kurze Auflistung und mein Versprechen, dazu einen eigenen Artikel Mythen der Mitarbeitermotivation – Denkfehler klassischer Anreizsysteme zu verfassen.
Typische Mythen der Motivation von Mitarbeitern sind:
- Man kann Mitarbeiter über Geld, Boni, Firmenwagen und andere geldwerte Anreize motivieren
- Wettbewerb unter Mitarbeitern steigert deren Motivation, ihre beste Leistung zu bringen
- Mitarbeiter werden durch Karriereoptionen, insbesondere eine Führungslaufbahn, motiviert
- Alle Mitarbeiter wollen sich weiterentwickeln und werden dadurch motiviert, dass man ihnen Entwicklungsmöglichkeiten gibt
- Mitarbeiter wollen maximale Entscheidungsfreiheit, weshalb wir sie dadurch motivieren, dass wir agil werden
5 Grundregeln zur Motivation von Mitarbeitern
Ok, jetzt kommt doch noch eine Liste mit den fünf besten Tipps zur Mitarbeitermotivation – obwohl ich eingangs geschrieben habe, dass dies nicht funktioniert.
Daher ist diese Liste etwas anders, als andere Motivationslisten:
- Identifizieren Sie die Dinge, mit denen Sie Ihre Mitarbeiter demotivieren und beenden Sie diese so weit wie möglich. Fragen Sie im Zweifel Ihre Mitarbeiter. „Was sollte ich tun oder nicht mehr tun, damit Du besser arbeiten kannst?“ ist beispielsweise eine solche Frage.
- Sorgen Sie für klare Ziele, an denen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten. Wie weit diese Ziele sogar von den Mitarbeitern selbst definiert werden, um besonders motiviert zu sein, hängt von Aufgaben, Position, Erfahrung, etc. ab (siehe auch mein Artikel zur situativen Führung)
- Bekämpfen Sie Zeitverschwendung, die vor allem durch ineffektive Besprechungen hervorgerufen wird. Es gibt wohl keinen Mitarbeiter, der morgens zur Arbeit kommt und denkt „ich hoffe, ich werde heute endlich noch zu einem Meeting eingeladen – die motivieren mich immer so sehr“. Als Anregung darf ich meine beiden provokanten Artikel Warum der Chef der Dümmste im Raum sein sollte und Werfen Sie Leute aus dem Meeting empfehlen.
- Nutzen Sie Mitarbeitergespräche dazu, um kontinuierlich gemeinsam mit dem Mitarbeiter zu erkennen, wie derjenige seine beste Leistung erbringen kann und was ihm oder ihr gerade wichtig ist. Denn wer gestern noch Vollgas geben und Karriere machen wollte, hat nach der Geburt von Zwillingen plötzlich ganz andere Prioritäten und Faktoren, die ihn oder sie motivieren. Das können wir aber nicht wissen, wenn wir nicht regelmäßig miteinander reden und unsere Annahmen überprüfen. Wichtig ist dann jedoch auch, die Mitarbeiter in die Verantwortung zu nehmen – worauf ich in meinem Artikel Mitarbeitermotivation – Ohne Selbstdisziplin unmöglich eingehe.
- Schließen Sie nicht von sich auf andere. Bloß weil es Sie motiviert, als Führungskraft Verantwortung zu tragen, muss es andere Mitarbeiter nicht ebenfalls zur Führungsverantwortung ziehen. Das gilt auch für Mitarbeiter, die Ihnen so ähnlich sind, dass Sie sich selbst in ihnen wiedererkennen (wollen). Deren Motivation kann ähnlich sein oder komplett verschieden. Um die individuellen Motive herauszufinden, nutzen Sie Tipp 4 dieser Liste mit Motivationsfaktoren 🙂
Pflanzen brauchen Regen und Sonne zum Wachsen
Am Ende noch eine Bemerkung: Es wird sowohl Ihnen als auch Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern immer mal wieder so gehen, dass Aufgaben keine Freude machen.
Aufgaben, die uns nicht motivieren.
Die aber dennoch gemacht werden müssen!
Wer immer nur Sonnenschein haben will, wird eines Tages feststellen, dass sämtliche Pflanzen eingegangen sind. Denn sie benötigen auch Regen, um zu wachsen.
Die meisten Mitarbeiter haben gar kein Problem damit, auch mal etwas Unangenehmes oder nicht so Motivierendes zu machen – wenn man ihnen nicht vorher den Eindruck vermittelt hat, dass alles immer mega-cool, mega-innovativ oder mega-motivierend sein wird.
Das könnte sogar bedeuten, die Anforderungen gelegentlich höher zu schrauben, als eigentlich notwendig – um zu vermeiden, dass wir uns an den Dauer-Sonnenschein gewöhnen.